Das Referat
1. Vorbemerkung
Der Begriff Referat wird in der Schule für vielerlei Formen der Ausarbeitung verwandt, z.B. für die schriftliche Ausarbeitung ohne Vortrag ebenso wie für den Vortrag ohne schriftliche Ausarbeitung sowie den Vortrag mit ausführlicher schriftlicher Ausarbei- tung. Nicht alle diese Formen sind im eigentlichen Sinn Referate; so bleibt z.B. die schriftliche Ausarbeitung ohne Vortrag hier unberücksichtigt.
Grundsätzlich gelten für das Referat alle Empfehlungen, die Sie im Kapitel „Einführung in die grundlegenden Techniken wissenschaftlichen Arbeitens“ dieser Handreichung finden sowie im Kapitel „Präsentation“, das Ihnen verschiedene Möglichkeiten vorstellt, ein Referat zu präsentieren. Diesbezügliche Informationen entfallen hier.
Die nachfolgenden Hinweise befassen sich mit einigen darüber hinausgehenden As- pekten speziell des Referates.
2. Definition
Das Referat ist eine kleinere selbstständige Hausarbeit mit Informationen zu einer begrenzten Sachfrage sowie zum mündlichen Vortrag bestimmt. Dabei wird vorausge- setzt, dass die Zuhörenden sachkundig, interessiert und imstande sind, maßgebliche Aspekte und wesentlichen Sachverhalte zu erfassen. Zugleich muss der Informations- stand der Zuhörenden in Bezug auf die spezielle Thematik des Referats berücksichtigt werden.
Neben der Vermittlung von Sachinformationen hat der Vortrag häufig auch die Aufga- be, Impulse für eine anschließende Diskussion im Plenum zu geben. Deswegen sollte mit der Fachlehrkraft abgesprochen werden, ob der Vortrag die Schriftfassung wieder- geben oder sich auf Kernaussagen beschränken und nur bei Bedarf auf Detailfragen eingehen soll.
3. Formen des Referats
In Bezug auf die vortragende Person sind zu unterscheiden:
– Einzelreferat;
– Co-Referat
– Gruppenreferat.
Das Einzelreferat ist die häufigste Form des Referats. Gegenüber Co-Referat und Gruppenreferat trägt die Verfasserin bzw. der Verfasser allein die Verantwortung für die Zuverlässigkeit der Information.
Als Co-Referat bezeichnet man ein Zweitreferat im Rahmen desselben Themas. Es wird in erster Linie eingesetzt, um zu einer kontroversen Sachfrage eine zweite Position in der Frage der Beurteilung eines Sachverhalts darstellen zu lassen. Es kann u.a. dazu genutzt werden, eine Diskussion in der Lerngruppe anzuregen.
In der Regel ist das Hauptreferat umfangreicher als das Co-Referat, das sich meist auf den Vortrag ergänzender Ergebnisse oder Auffassungen beschränkt.
Beim Gruppenreferat besteht der Arbeitsauftrag entweder:
in einem Thema für alle Gruppenmitglieder, die seine verschiedenen Aspekte unter-
einander aufteilen und die Teilreferate sinnvoll aufeinander beziehen;
oder in mehreren Teilaufgaben, die denselben Sachverhalt unter verschiedenen Aspekten behandeln.
In Bezug auf den Umfang werden unterschieden:
– Kurzreferat
– Langreferat
Wie die Bezeichnungen erkennen lassen, ergeben sich aus dem zeitlichen Ansatz Unterschiede in Bezug auf Inhalt und Funktion im Unterricht, z.B. Stoffumfang, Prob- lemgehalt, Schwierigkeitsgrad, Vorinformiertheit der Lerngruppe und Bedeutung der Information für den Unterricht.
Das Kurzreferat ist geeignet für eine knappe Information von in der Regel maxi- mal fünf Minuten, z.B. zur Vermittlung von Hintergrundwissen über die Vita einer im Unterricht behandelten Persönlichkeit oder zu Ereignissen aus Gegenwart und Ge- schichte.
Das Langreferat sollte ca. 5 Seiten umfassen, die einer reinen Vortragsdauer von etwa 15 Minuten entsprechen. Eine maximale Vortragsdauer von 20 Minuten soll- te nicht überschritten werden, um der Aufnahmefähigkeit der Zuhörenden Rechnung zu tragen.
In Bezug auf die Art der Ausarbeitung werden unterschieden: – schriftliche Ausarbeitung mit Vortrag;
– nur Vortrag
Für den ersten Fall ist zu entscheiden, ob
die schriftliche Fassung zusammenhängend formuliert oder nur in Stichworten aus- gearbeitet werden soll;
der mündliche Vortrag durch Verlesen des ausformulierten Textes erfolgt, sich auf Stichworte stützt, die in der voll ausgearbeiteten Fassung unterstrichen sind oder ei- ne in Stichworten angefertigte schriftliche Fassung benutzt.
Themenanalyse: Zwei Beispiele
Eine Voraussetzung für den Erfolg des Referates ist die gründliche Analyse des ge- stellten Themas, damit Sie gezielt arbeiten können und Überflüssiges bzw. zeitraubende Um- oder Abwege vermeiden.
Dazu gehört zum einen, dass Sie den Arbeitsauftrages bzw. die Problemstellung durch Untersuchung der Themenformulierung genau erfassen. Zum anderen müssen Sie sich Klarheit darüber verschaffen, welche Funktion das Referat im Unterricht ha- ben soll.
Beispiel für eine Themenanalyse: Geschichte.
Thema des Referats: Welche Hinweise sind für die These zu finden, dass Bismarck 1866 die kriegerische Auseinandersetzung mit Österreich wollte (anhand gegebener Titel oder Materialien)?
Das Thema fordert eine gezielte und damit bewusst begrenzte Suche nach Hinweisen auf den Kriegsausbruch von 1866 (keine allgemeinen Ausführungen über den Krieg von 1866 selbst und seine Ursachen, über die politische Situation in Europa u. ä.) und die Rolle der Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich (unberücksichtigt bleibt dabei z. B. der mögliche Gegner Frankreich).
Ferner muss die zentrale Frage geklärt werden: Was sind Hinweise? Diese können sein: Handlungen (Befehle, Anweisungen) und Äußerungen Bismarcks (in Briefen, Reden, Tagebuchaufzeichnungen, Gesprächen, politischen Schriften), Äußerungen anderer Personen, vor allem von Politikern und Staatsmännern über Bismarck, ent- sprechend belegte Angaben in Quellen und Sekundärliteratur.
Bei allen diesen Äußerungen ist der Wahrheitsgehalt, soweit feststellbar, zu berück- sichtigen durch die Untersuchung von z.B. Perspektive, Absicht, Zeitpunkt der Aussage.
Beispiel für eine Themenanalyse: Biologie.
Thema des Referats: Probleme und Möglichkeiten der Anpassung der photosyntheti- schen CO2-Aufnahme an die Standortbedingungen bei Succulenten (anhand gegebe- ner Literatur).
Das Thema stellt einen eng begrenzten Ausschnitt aus dem Gesamtthema „Photosyn- these“ dar, der aus der Vielzahl der Möglichkeiten drei voneinander abhängige Fakto- ren auswählt.
Bei der Bearbeitung müssen zunächst die drei Faktoren (succulente Organisations- form, Trockenstandort und CO2-Aufnahme) getrennt bearbeitet werden. Danach wird
– im Hinblick auf das bewusst eng formulierte Thema – die Problematik des Zusam- menwirkens dieser Faktoren erarbeitet. Das bedingt eine Beschränkung in der Stoff- auswahl, da hier nur die Aspekte der drei Faktoren eine Rolle spielen, die für die ge- genseitige Anhängigkeit relevant sind.
Im letzten Schritt ist der diurenale Säurerhythmus als Lösung zu behandeln.
4. Zeitplanung
Eine weitere Voraussetzung für den Erfolg Ihrer Arbeit ist eine gründliche und realis- tische Einschätzung der benötigten Zeit:
– für die Auswertung der Informationsquellen (rechtzeitige Bücherbeschaffung, Ab- schätzen von Umfang und Schwierigkeitsgrad der zu erwartenden Arbeit);
– für Abwägen und Anordnen;
– für die schriftliche Zusammenfassung (in fortlaufendem Text oder in Stichpunkten);
– für die Vorbereitung zum Vortrag (Materialien beschaffen. evtl. Tischvorlage tippen und kopieren, Graphik oder Tafelbild entwerfen, Powerpoint-Präsentation vorberei- ten, Probevortrag zur Kontrolle der Länge durchführen, Heraussuchen der Namen und Begriffe, die der Lerngruppe mitgeteilt oder die notiert werden sollen, Prüfung der Demonstrationsmittel u. ä.).
Bedenken Sie auch, dass Sie diese zeitlichen Anforderungen mit Ihren sonstigen schulischen Belastungen in Einklang bringen müssen (Hausaufgaben, Vorbereitung von Kursarbeiten), und planen Sie Arbeit am Wochenende mit ein.
5. Unterschiede Referat – Facharbeit und BLL
– Umfang und Zeitaufwand:
Referat: ca. 5 Seiten kurzfristig (2 bis 4 Wochen); Facharbeit: ca. 12 Seiten in 12 Wochen;
BLL: ca. 25 Seiten in einem Jahr.
– Umfang des Quellenmaterials:
Am geringsten beim Referat; hier gibt die Fachlehrkraft vielfach konkrete Hinweise auf die zu benutzenden Materialien und ihren Fundort, ggf. werden sie aus der Schul- oder Fachbereichsbibliothek zur Verfügung gestellt. Bei Facharbeit und Re- ferat ist die Quellenrecherche ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit.
– Funktion:
Referat: Integrierter Bestandteil des Unterrichts mit klar umrissener Aufgabe, auf den die Unterrichtsreihe hinarbeitet und auf dem sie aufbaut;
Facharbeit und BLL: Unabhängig von einer Unterrichtsreihe, können selbst im Rahmen der Präsentation zum Unterrichtsgegenstand werden.
– Wertigkeit (Benotung)
Referat: eigenständige Note, die in die Halbjahresnote eingeht;
Facharbeit: eigenständige Note, die bei mindestens 5 Punkten in einfacher Wertung in Block I (Qualifikationsphase) eingeht;
BLL: eigenständige Note, die rechnerisch wie ein fünftes Prüfungsfach eingebracht werden oder das fünfte Prüfungsfach ersetzen kann (ergänzend s. § 12 II AbiPrO).